RT 41 8.7-15.7.2017 Große Dolomiten-Tour des RT41 anlässlich des 20jährigen RT-Jubiläums

Große Dolomiten-Tour des RT41 anlässlich des 20jährigen RT-Jubiläums

Wenn der Winter die Dolomiten mit einer weißen Schneedecke bedeckt und das Gebiet in eines der größten, zusammenhängenden Skiparadiese verwandelt, fahren die Mitbegründer des RT41 Karin und Manfred Herrmann regelmäßig – und das bereits seit 35 Jahren – nach San Cassian im ladinischen Tal von Südtirol Alta Badia um dort blaue, rote und auch schwarze Abfahrten auf ihren Brettern zu bezwingen. Sie kennen die Region aber nicht nur unter der schützenden weißen Hülle, sondern auch, wenn sich die meist braunen Kühe die saftig grünen Wiesen schmecken lassen. So waren die beiden gerne bereit uns die Landschaft rund um die Sellagruppe zu zeigen. Eines muss ich gleich vorausschicken. Die Tour ist nichts für diejenigen, die sich und ihrem 107er steile Passstraßen nicht zumuten wollen und auch die deftige Tiroler und Ladinische Küche mit Brot, Speck, Käse und ihren originären Weinen der Region nicht mögen.

Die Anreise zu unserem Hotel in San Cassian erfolgte für die 11 Autos (davon neun 107er) ganz individuell. Teils im Autoreisezug bis Innsbruck und dann über den Brenner oder mit Zwischenübernachtung in Bayern oder die direkte Anreise aus unserem Heimatgebiet mit ca. 900 Km. Einige hatten sich auch schon Tage zuvor im Hotel eingecheckt. Nach dem Abendessen ein Briefing von Manfred über die Tour 1 am folgenden Tag.
Dieser brachte uns dann gleich einen Vorgeschmack über das was uns auch die folgenden Tage erwartete. Gleich sieben Pässe durfte die noch frische Truppe vom linken Niederrhein überwinden. Zunächst hinauf zum Passo di Valparola und nach kurzer Pause zum Passo die Falzarego. Danach wurden die Bremsen getestet als es über Cernadoi und Livinallongo hinab nach Arabba ging. Wieder hinauf zum Passo Pordoi und nach kurzem Blick zum Sellajoch hinunter nach Canazei. Nach einer Kaffeepause schlängelt sich der Tross vorbei am Lago di Fedaia um anschließend den gleichnamigen Pass in Angriff zu nehmen. In Sottoguda dann die wohlverdiente Mittagsrast. Zur Verdauung diente eine Wanderung durch die wunderbare Schlucht der Serrai di Sottoguda, die als Naturpark ausgewiesen ist und sich für zwei Kilometer zwischen Sottoguda, dem letzten Dorf im Tal und Malga Ciapela, am Fuß der Marmolada – einem Gletscher und Sommerskigebiet – erstreckt. Beeindruckende Felswände mit mehr als 100 Meter Höhe geben dem Wanderer ein bedrückendes Gefühl. Der Wildbach, der den Wanderweg mehrfach kreuzt, führt klares, kaltes Wasser welches von den Wänden der Felsen zusätzlich gespeist wird. Einige Stollen im Fels wurden im ersten Weltkrieg zur Verteidigung des Gebietes genutzt. Weit oben verbinden mehrere Brücken die beiden Felswände.
Dann waren wieder Räder statt Fußsohlen für unser Fortkommen angesagt. Mit den Fahrzeugen ging’s über Caprile und Selva di Cadore hinauf zum Passo di Giau und über Pocol und dem berühmten Winterolympiaort Cortina d’Ampezzo schließlich zurück über die schon vom Hinweg bekannten aber jetzt in umgekehrter Richtung zu befahrenden Pässe Falzarego und Valparola zum Hotel. Müde aber glücklich über die Eindrücke der wunderbaren Landschaft wurden die Erlebnisse nach einem Sektempfang und anschließenden 5-Gänge Menü im Speisesaal und in der Hausbar ausgetauscht.
Tag 2 sollte uns zur Burg Sand in Taufers führen. Die gut erhaltene Burg am Ahrnbach ist seit einiger Zeit im Besitz der Tiroler Burgengemeinschaft. Der in der Nacht gefallene Regen hatte den Gaderbach, dem wir abwärts folgten, stark anschwellen lassen. Diesem Umstand und dem dadurch bedingten erhöhten Autoverkehr war es zu verdanken, dass unsere Kolonne gespalten wurde. Jetzt waren Navi und gute Kartenkenntnisse gefragt. Leider war der Termin für die gebuchte Führung durch die Räume der Burg nicht mehr zu halten und musste um 1 Stunde verschoben werden. Die in mittelalterlicher Tracht bekleidete junge Dame hat uns dann anschaulich und interessant die Räume der Burg erklärt und wir konnten erfahren welchen Schicksalen die Menschen – meist Bauern – ausgesetzt waren. So wurde Manfred beschuldigt im Ort eine Kuh gestohlen zu haben. Da er die Tat bestritt, wurde er in der Folterkammer an Füßen gefesselt einer Folter unterzogen um ein Geständnis zu erpressen um ihn danach im Burghof zu köpfen oder aufzuhängen. Wer ihn aus seiner misslichen Lage befreit hat ist nicht überliefert, jedenfalls soll er später beim gemeinsamen Essen in der Räucherkammer, die jetzt als Ritterschänke dient, wieder gesehen worden sein. Es gab übrigens leckere, gebratene Speckknödel mit Kraut.
Der 3. Tag sollte für uns eine Überraschung besonderer Art bringen. Morgens ging es zunächst bergab über Badia Abtei und San Martino. Dann verlassen wir den Gaderbach und biegen links ab zum Passo delle Erbe. Danach fahren wir über gefühlte 100 Holzbrücken abwärts durch das Lüsener Tal nach Brixen. Der idyllische Ort St. Andrä mit seinen beiden Kirchen St. Andreas und der Frauenkirche Mariahilf die nur wenige Schritte voneinander entfernt stehen war dann unser erster Haltepunkt. Von der Geschichte dieses Gotteshauses berichtet eine in lateinischer Sprache abgefasste Inschrift anlässlich der Kirchweihe im Jahr 1696. Über Monte di Funes und Sankt Peter erreichen wir unsere Mittagsrast an der Waldschenke in Villnöss. Unsere 107er parken wir nach Anweisung von Manfred „ordentlich“ in einer Reihe. Warum er sich dafür heute besondere Mühe gibt wird uns später beim Mittagessen klar. Eine ganze Reihe weiterer 107er fahren auf den Parkplatz. Es ist der RT 74 mit RT-Leiter Joachim Sigloch und Tourplaner Bernd Schneider der das Treffen beider RT’s mit Manfred verabredet hat. Heute früh sind sie von Villanders gestartet. Natürlich wurde zusammengerückt und Reiseerlebnisse ausgetauscht. Sie haben eine Tour durch den Schwarzwald, Bayern, Österreich (Kleinwalsertal) und Südtirol hinter sich und ihr Ziel sind die Zillertaler Alpen. Vielleicht lesen wir darüber etwas in ihrem Reisebericht. Bei zünftiger Musik auf dem Schifferklavier ließen wir es uns schmecken. Natürlich wurden noch mehrere Fotos von den SL/C beider RT’s gemacht obwohl der Parkplatz dafür kaum ausreichte.
Die Rückfahrt zum Hotel erfolgte dann dem Grödnerbach aufwärts folgend durch das schöne Grödnertal mit seinen Orten St. Ulrich (Geburtsstadt von Luis Trenker), St. Christina und Wolkenstein. Noch einmal Serpentinen hinauf Richtung Plan de Gralba mit Blick auf die schroffen Felsen des Langkofel. Dann über das Grödner Joch hinab nach Corvara und zum Hotel in San Cassian. Das Abendessen im Hotel fiel aus, da wir zu einem Essen mit Ladinischen Spezialitäten im Maso-Runch-Hof – einem alten Bauernhaus der Familie Nagler – eingeladen waren. Ein Bus brachte uns zum Hof. Die Ladinische Küche hat mehr mit Österreich zu tun als mit Italien. Brot, u.a. Schüttelbrot, Speck, Käse und Wein sind die Grundlagen. Davor eine kräftige Suppe. Als Hauptgericht Knödel, Rippchen und Schweinshaxe. Die vielen einzelnen Gänge kann ich nicht mehr aufzählen, es waren so viele und unser Magen war zu klein ;-)). Getrunken wurde dazwischen reichlich und der Wirt spendierte noch einige Runden von hausgemachtem „Hochprozentigen“. Spät in der Nacht rollten wir – mehr als gesättigt – wieder mit dem Bus zurück zum Hotel.
Der Kronplatz auf 2273 m ist der größte Skiberg Südtirols. Hier wurde im Sommer 2015 das 6. Reinhold Messner Mountain Museum eröffnet. Es wird dort alles über das traditionelle Bergsteigen gezeigt von seinen Anfängen bis heute. Auch über ihre Unfälle und Tragödien wie am Matterhorn, dem Nanga Parbat oder dem K2. Mit unseren Autos fahren wir bis zur Talstation in Reischach und von dort mit der Kabinenbahn zum Kronplatz. Die Führung durch das Museum war interessant und wir haben vieles über die Entwicklung des Bergsteigens erfahren können. Die Aussicht über die Südtiroler Berge bis hinüber nach Österreich war einmalig. Für den Klettersteig, Trampolin, den Streichelzoo oder das Indianerdorf blieb leider keine Zeit mehr und die Glocke ertönt täglich nur um 12:00 Uhr. Alle Teilnehmer sind wieder wohlbehalten mit der Kabinenbahn an der Talstation angekommen. Auf der Rückfahrt kurz hinter Marebbe Enneberg kurzer Stop an einer Mautsperre. Die Einfahrt zum Naturpark Fannes-Sennes-Prags ist nur über diese Mautstraße zu befahren und endet in einem Talkessel am Rifugio Pederu. Nachdem alle ihr Ticket gelöst haben erneuter Stop nach einigen Kilometern an einer großen Waldwiese. Jetzt war klar weshalb Karin und Manfred sich für heute mehrere Kühlboxen in ihr Auto gestellt haben. Es wurde ein großes Picknick vorbereitet mit Tiroler Speck, Brote, Wurst, Käse und allerlei Leckereien. Zu feiern gab es den Geburtstag von Hajo mit Sekt oder Orangensaft.
Am 5.Tag nochmals eine größere Tour über ca. 145 Km. Wir umrunden den Naturpark von gestern über Passo di Furka und Valdaora-Olang und biegen dann rechts ab zum schönsten Bergsee der Dolomiten dem Pragser Wildsee. Hier machen wir Pause. Die meisten von uns nutzen den Wanderweg um den See zu umrunden. Er dauert knapp 1 Stunde. Anschließend stärken wir uns im Biergarten des gleichnamigen Hotels mit einer deftigen Mahlzeit. Zurück fahren wir über Niederdorf, dem Passo Tre Croci und mit der großen Dolomitenstraße erreichen wir Cortina d’Ampezo. Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zu unserer Unterkunft.
Der vorletzte Tag unserer Dolomiten-Tour steht zur freien Verfügung. Einige fahren nochmals zum Kronplatz wo die Südtirol Classic Schenna, eine Rallye für Oldtimer Station macht. Die schönen Autos sind dann auch noch mal bei der Durchfahrt in Brixen zu sehen. Gesamtsieger wurden Christian und Daniel Roncolato auf einer Healey Silverstone D 27, Baujahr 1949. Andere nutzen den Tag zum Schoppen im Ort oder bereiten alles für die morgige Rückreise vor. 7 „Aufrechte“ darunter auch Karin und Manfred sowie der Verfasser dieses Berichtes wollen den Tag nutzen um eine Bergwanderung zu unternehmen. Wir wollen vom Lagazuoi 2778m zu unserem Hotel in San Cassian 1537m wandern. Also ganz leicht – es geht fast nur abwärts. Der Verkehrsverbund Südtirol bringt uns mit dem Bus zur Talstation und danach schweben wir mit der Seilbahn hinauf zum Gipfel. Kühl hier oben aber darauf sind wir vorbereitet. Der Abstieg beginnt über meist steiniges Geröll. Wir besichtigen einige Höhlen, in der sich Soldaten im ersten Weltkrieg verschanzt hatten. Gemütlich ist anders. Nach einiger Zeit erreichen wir einen kleinen Bergsee und finden sogar mehrere Edelweiße. An der Scutoni-Hütte machen wir Rast und haben Glück dass wir gerade noch vor dem Regen eintreffen. Speckbrote, Gamswürste und Kaiserschmarrn stärken uns für den weiteren Abstieg. Sekt gibt’s dazu von Manfred. Die Sonne scheint jetzt wieder aber die Beine werden langsam müde. Deshalb nochmals eine weitere Rast an der Capana Alpina Hütte. Ein „Freundschaftskaffee“ mit reichlich Alkohol macht die Glieder wieder munter. Es wird sogar gesungen und getanzt. Schnell werden die letzten Kilometer zum Hotel überwunden. Wir haben es geschafft und während ich diesen Bericht schreibe geht auch der Muskelkater in den Waden allmählich zurück.

Danke an Karin und Manfred für die Ausrichtung der Tour. Es war ein Erlebnis unsere Oldtimer, die sich wacker geschlagen haben, in mitten einer wunderbaren Landschaft bewegen zu dürfen. Ein Dank geht auch an „Andi“ den Hotelbesitzer und seiner Frau die uns zusammen mit dem Koch ausgezeichnet bewirtet haben.

Reinhard Bruch

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