RT 04 Schleizer Dreieck 2019

 Racing Feeling im 107er 

Der Leipzig`er RT 04 fährt auf die Rennstrecke in Schleiz 

Gestartet wurde am Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, welches mit ca. 600.000 Soldaten an einen der größten Befreiungskriege der Weltgeschichte in Leipzig erinnert. 1813 hatte Kaiser Napoleon, wie nach ihm auch andere Herrscher, in Leipzig eine legendäre Niederlage einstecken müssen. 

Bild 1: Start vor dem Völkerschlachtdenkmal

Wir wollten uns im Leipziger RT mit unseren 107ern sportlich, aber nicht weniger leidenschaftlich, auf der Rennstrecke messen. Unsere Pferdestärken lieferten, anders als bei Bonaparte, die Motoren vom 280er bis zum 560er, aber ähnlich aber wie Napoleon schreckten auch wir “kleinen Zylinder” keineswegs vor den ansich überlegenen größeren V8ern zurück, sondern nahmen den Federhandschuh entschlossen auf. 

Die Fahrt zur Thüringer Rennstrecke “Schleizer Dreieck” verlief gemütlich durch das touristisch sehenswerte Vogtland, entlang einer wunderbaren Landschaft, welche Urlaubsgefühle aufkommen lieβ. 

In Schleiz angekommen hörten wir schon den Sound der legendären Rennstrecke und durften die 107er auch direkt im Fahrerlager aufgereiht abstellen, ein Parc fermé der Sonderklasse. 

Bild 2: Super Leicht im Parc fermé 

Das erste Motorsportrennen in Schleiz wurde 1923 ausgetragen. Sieger sollte damals der Fahrer werden, welcher mit 5 Liter Kraftstoff die längste Strecke, bei zugleich höchster Geschwindigkeit erreichte. Ein Reglement, welches den kleineren 107ern gegen die großen V8er zuträglich gewesen wäre. Effizienz ist also keine Erfindung der Neuzeit! Höhepunkte in der Geschichte dieser Rennstrecke in Thüringen waren z.B. die internationalen Formel-3-Rennen in den 1960er Jahren; teilweise feuerten bis zu 250.000 Zuschauer die PS-Boliden an. 

In dieser 96-jährigen Tradition des ostdeutschen Motorsports in Schleiz war die Parade der historischen 107er als Teil des 1. Thüringer Motorsport-Meetings für historische und moderne Motorräder sowie für historische Rennautomobile natürlich sehr willkommen. 

Nach einer ersten Besichtigung der historischen Rennboliden und einer kleinen Stärkung starteten alle 15 SL`s und SLC durch die Boxengasse auf die Rennstrecke. 

Historische Rennwagen
Bild 4: Ausfahrt der Boxengasse

 

Über Lautsprecher wurden die 107er den begeisterten Zuschauern angekündigt und nachdem das Safety Car am Ende der Einführungsrunde die Strecke freigegeben hatte und von den Streckenposten die grünen Fahnen geschwenkt wurden, gab es nur noch eine Deviese – „Freie Fahrt & Vollgas“. Was dann kam war alles andere als eine gemütliche „SL(C) Parade“, sondern Adrenalin pur. Auch wenn jeder seinen SL sonst eher schonend bewegt – nun musste der R107er zeigen, dass er auch den Wechsel zwischen Vollgas und starkem Bremsen beherrscht. Jetzt war keine Zeit um auf technische Empfindlichkeiten Rücksicht zu nehmen, denn ehrlich – überholt werden will auf einer Rennstrecke keiner. Folglich wurde auch bei aller gebotenen Rücksichtnahme versucht, die Idealline zu fahren, auch wenn das (z.T. unbeabsichtigt) einen nahe zu den rot-weissen Curbs schob. Zum Überholen blieb also die lange Gerade bei Start/Ziel oder der langestreckte Kurvenausgang – und überholt wurde reichlich. In einigen engen Kurven war teilweise das Quietschen der Reifen zu hören und es geht das Gerücht um, einige Beifahrer hätten dem Türgriff eine völlig neue Sinnhaftigkeit gegeben. 

Alle erreichten zufrieden die schwarz-weiß karierte Zielfahne, so dass der „Schmähwagen“ keinen 107er am Haken aus einer der Auslaufzonen bergen musste. 

Auch wenn sich am Ende die erfahrenen Platzhirsche mit ihren großen V8ern durchsetzen, so war dies für alle ein gelungener RT Leipzig Event, insbesondere im Sinne der Nachwuchsarbeit, Chapeu! 

5. Bild: Youngster im Youngtimer, ein 107er wurde souverän von Damen gesteuert 

Im Ziel angekommen blieb Zeit, sich ausgiebig im Fahrerlager umzusehen, Benzingespräche zu führen und Eindrücke zu bekommen, welche dem Zuschauer oft nicht möglich sind. 

6. Bild: Fahrerlager. Selbst die Werbung „VEB Kombinat Baumwolle“ ist historisch. 

Die 107`er liessen sich nach dem Rennen verdient ihre Belastung „anriechen“ und zeigten sich wie erwartet von einer starken und zuverlässigen Seite. 

Das sächsische Vogtland ist neben idyllischen klaren Seen und Wäldern sowie imposanten Sehenswürdigkeiten wie z.B. die Göltzschtalbrücke (weltgrößte Ziegelsteinbrücke) auch durch die seit 1857 zelebrierte Braukunst in der Sternquell Brauerei bekannt. 

Freundlicherweise stand uns die modernste Brauerei im Vogtland zu einer Besichtigung und Verkostung der Sternquell-Biere, vom klassischen Pils, über das süffige Schwarzbier bis hin zur alkoholfreien Bierbrause, offen. Anders als im Rennen hatte hier jeder seinen persönlichen geschmacklichen Sieger, wobei die Auswahl schwer war, denn alle Sorten hatten einen außerordentlich guten und charakteristischen Geschmack. 

Die anschließende Führung durch die vollautomatische Bierbrauanlage, welche eine knappe halbe Millionen Hektoliter Bier pro Jahr produziert und abfüllt war beeindruckend. 

7. Bild: Gruppenbild vor der neuen Stenquell-Brauerei 

8. Bild: Verkostung in der modernen Sternquellbrauerei 

Als Marschverpflegung gab es für jeden 107er einen Kasten Bier, welcher zur Hälfte mit alkoholfreien Sorten für den Fahrer bestückt war. Wie viele Liter von dem köstlichen Stück Heimat schon auf der Rückfahrt verbraucht wurden ist unbekannt. 

9. Bild: Motorsport und (alkoholfreies) Bier passen sehr gut zusammen …. 
10. Bild: Treibstoff für Fahrer & Beifahrer 

Die Heimfahrt bei sonnigen Wetter rundete ein sehr abwechslungsreiches Motor-Event der besonderen Art des RT Leipzig ab. Vielen Dank an die Organisatoren.