18. Jahresausfahrt des RT 04 durch Thüringen und die Röhn 2020

Teilnehmerplakette


Anfahrt via Google


Nach einer langen pandemiebedingten Benzinsparzeit startete Anfang September die Jahresausfahrt
des RT04 Leipzig zum Rennsteig im Thüringer Wald. Der 170 km lange Kammweg ist Kulturdenkmal
und einer der ältesten Weitwanderwege Deutschlands; er beginnt im Eisenacher Ortsteil Hörschel am
Ufer der Werra und endet in Blankenstein.
Treffpunkt war der Berggasthof “Tanzbuche” in Friedrichsroda, welcher 720 m über dem
Meeresspiegel und idyllisch mitten im Wald gelegen ist. Wie wertvoll die Orientierung mittels
Landkarte ist, merkten einige Teilnehmer, die bei der Anreise nur auf moderne Navigation via
Mobiltelefon vertrauten, welche den smarten Fahrer z.T. über Forstwege führt. Glücklicherweise
verzeiht der 107er leichtes Gelände, wodurch auch enge Forstwege passierbar bleiben. Zudem kommt
man bei dieser Routenführung und offenem Verdeck auch schnell mit eifrigen Wanderern in Kontakt.
Nachdem auch der letzte verirrte 107er aus dem Gehölz das Licht des Wirtshauses “Tanzbuche”
erbilckte, war es an der Zeit, bei einem geselligen Abend wieder neue Motorristen kennenzulernen.
Der Name Tanzbuche begründet sich auf eine, an dieser Stelle gewachsenen zerzausten Buche, um
welche die Burschen und Mädchen vor 160 Jahren zum Johannisfest tanzten. Der Stadtschreiber
vermerkte: „1865 bewohnte hier Waldwart Orphal ein Haus mit seinen sieben Töchtern. Diese waren
wohl den Burschen gegenüber so gastfreundlich, dass Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha
das Waldwarthaus kurzerhand schliessen ließ“. Hoffen wir, die Teilnehmer der Jahresausfahrt setzten
diese aufgeschlossene Tradition in den kommenden zwei Nächten fort…
Für die Rundfahrt am nächsten Tag gab es nicht nur zu jedem Gefährt ein passendes Bordbuch,
sondern neben einem kleinen Present auch eine hochwertige Teilnehmerplakette für den Kühlergrill.
Die Fahrerbesprechung enthielt zudem die obligatorische Unterweisung zum Hygienekonzept und die
Ausgabe der durch Fa. Krohne gesponsorten Mund-und Nasenschutzmasken. Während der Ausfahrt
wurde dann auch akribisch der Mindestabstand zwischen den 107ern eingehalten ;-)
Bei strahlend azurblauem Himmel starteten die 35 SL-Klassiker auf die erste 98km lange Etappe der
ca. 200 km langen Tagestour Richtung Wasserkuppe, welche mit 950 Metern der höchste Berg der
Rhön und die höchste Erhebung in Hessen ist.

Start/Ziel in der „Tanzbuche“
Mittagspause


Die Mittagspause wurde mit einem sensationellen Blick über den Thüringer Wald und die hessische
Röhn genossen. Für Technikbegeisterte stand zudem der Besuch des Segelflugmuseums auf dem
Programm. Der Segelflug wurde Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Wasserkuppe durch Flugpioniere
etabliert. Der Durchbruch des Segelflugs erfolgte Ende des Ersten Weltkrieges, als der motorisierte
Flug in Deutschland verboten wurde – eine ideale Nische also für die nichtmotorisierten Gleiter. Bevor
wir uns derartige Verbote für den benzinbetriebenen Kaftverkehr vorstellen wollten, weckten wir die
von Thermik unabhängigen, oktanbetriebenen 6 und 8 Zylinder aus ihrem Mittagsschlaf. Auch wenn
der 107er Fahrer die aerodynamische Rafinesse mancher Koenig Frittentheke schmunzelnd
anerkennt, bringt es z.B. der SLC mit rundem Dach und leicht nach oben gewölbten Kofferraumdeckel
in der Fünfliter-Version mit kleinem Bug- und Heckspoiler auf einen respektablen cW-Wert von 0.39.
Auf der nachfolgenden 50km langen zweiten Etappe ging zum Vesper weiter Richtung Café Rhem in
Dermbach. Seit zehn Jahren verwendet die hauseigene Eismanufaktur für die über 50 verschiedenen
Eisspezialitäten regionale Zutaten. Angekommen am Café waren neben den Automobilen auch die
blau maskierten RT04ern besonderer Hinkucker. Im Sinne des Mannschaftsgeistes waren die Masken
somit verbindender als jedes Trikot.
Nachdem auch hier wieder keiner unter dem Gesichtsschutz erstickte und sich auch der letzte verirrte
107er eingefunden hatte, war es an der Zeit, die dritte Etappe in Angriff zu nehmen.
Im Brotterode-Trusetal machten viele Teilnehmer am höchsten Wasserfall des Thüringer Waldes
einen kurzen Zwischenstopp. Genau wie der 107er ist auch die Stauanlage mit aus der Truse
abgezweigtem Wasser kein natürlich entstandenes Naturphänomen, sondern eine künstlich durch
den Techniker geschaffene Attraktion – in diesem Fall jedoch bereits aus dem Jahr 1865. Vergleichbar
mit vielen Oldtimern wird auch der Wasserfall in den Wintermonaten abgestellt, hier aber um
Frostschäden an der Gesteinskulisse zu verhindern.
Einen besonderen Reiz der Tour stellten die Sonderprüfungen dar. Dabei wurden die Kenntnisse in
Geographie durch die Schätzung der Entfernung nach Leipzig getestet – ein echter Vorteil für geübte
Kartenleser. Das technische Wissen konnte bei der Identifikation von Kleinstteilen aus dem SL unter
Beweis gestellt werden, während das historische Rüstzeug durch Abfrage der Jahreszahlen
verschiedener SL Bauformen getestet wurde. Neben der Theorie konnte zudem mit fahrerischen
Fähigkeiten beim Rückwärtseinparken und beim 107er-Dart gepunktet werden.
Den Gewinnern wurde zur späteren Siegerehrung nicht nur ein Pokal überreicht, sondern unter
Applaus auch die gebührende Anerkennung zu teil.

Siegerehrung
Wasserfall


Ronny Baumung (3. Platz), Rainer Vettermann (1. Platz), Crostian Philippi (2. Platz)
Nachdem wie erwartet alle 107er und ein R129 ohne technischen Ausfall wieder in der
traditionsreichen Tanzbuche eingetroffen waren, die Verdecke und Schiebedächer geschlossen und
auch der Letzte sein Parklicht ausgeschaltet hatte war es Zeit, dem Spanferkel seine Aufwartung zu
machen und das leibliche Wohl zu befriedigen. Und so wie die Automatik mit dem 107er eine
Symbiose bildet, passt der Aromatique zum Fahrer, insbesondere nach einem zünftigen Abendmahl
in geselliger Runde. Anfang des 19. Jahrhunderts stellte der Neudietendorfer Apotheker Daniel Thraen
aus Anlass einer Epidemie erstmals ein alkoholhaltiges Arzneimittel aus Kräutern her. Dieses
begründete den Ursprung des Gewürz-Bitter „Aro“; und was in einer Epidemie geholfen hat, kann
prophylaktisch bei einer Pandemie nicht schaden…
Um die faszinierende Natur der Greifvögel und Eulen kennenzulernen, ging es am dritten Tag im
Konvoi zur Falknerei “Am Rennsteig”, welche zwischen Winterstein und Ruhla gelegen ist. In der
Flugshow konnten die Könige der Lüfte hautnah erlebt werden und beeindruckten mit majestätischen
Freiflügen.

Falknerei „Am Rennsteig“


Falknerei “ Am Rennsteig“


Im Resümee endete hier eine wunderbare 18. Jahresausfahrt des RT04. An dieser Stelle ein grosses
Dankeschön an die Organisatoren und alle fleissigen Helfer der IW-Classic in Leipzig.