Frühjahrsausfahrt des RT 04 Leipzig 2022


Schlösser und Burgen in Mitteldeutschland


Anfang April war es so weit, im R04 Leipzig startete die traditionelle motor-touristische Frühjahrsausfahrt.
Mit den Burgen und Schlössern Mitteldeutschlands als Ziel stand den 31 Fahrzeugen eine kulturelle und
automobile Reise in die Vergangenheit bevor.

Der RT04 Leipzig und seine Gäste unterwegs zu den Dornburger Schlössern


Nach einem gemeinsamen Frühstück und der Fahrerbesprechung auf dem Ausflugsschiff „Santa Barbara“
wurde vom maritimen Ambiente des Zwenkauer Sees in die Cockpits der 107er gewechselt und über
abwechslungsreiche Nebenstraßen navigierte sich die Mannschaft in der ersten Etappe nach Freyburg.
Hoch über dem idyllisch in der Weinregion Saale-Unstrut gelegenen Winzerstädtchen türmt sich die
imposante Neuenburg, ein Schwesternschloss der Wartburg. Während Kaiser Friedrich Barbarossa die
Burg hoch zu Ross erklomm, gelang uns dies im SL mit deutlich mehr Pferdestärken auf die entspanntere
Weise.
Die großartigen mittelalterlichen Bauten führten uns zurück in eine Zeit, die von Krieg, politischen Intrigen
und Belagerungen geprägt war und, wie die aktuelle Lage in Europa zeigt, sich leider wiederholt.
Nur wenige Gehminuten vom Schloss Neuenburg entfernt wartete im Hotel „Edelacker“ nicht nur eine
herrliche Aussicht über das malerische Unstruttal, sondern auch ein leckeres Mittagessen; Fotomotive
und Motorengespräche inklusive.
Entsprechend der Edelacker Sage musste der „Eiserne Landgraf“ Ludwig von Thüringen zu seinem Schutz
einen eisernen Panzer tragen. Im Vergleich dazu wurden wir bei der Weiterfahrt bequem durch das
Blechkleid unserer SL’s geschützt. Zudem ist die Anzahl der Wegelagerer in Mitteldeutschland
überschaubar geworden, aber auch wir sahen ihre roten Augen am Wegesrand aufblitzen.
Dass sich die Mitglieder des RT04 gegenseitig sehr vertrauen zeigte sich u.a. bei der Navigation, welche
aber nicht immer von einem des Bordbuch Kundigen angeführt wurde. Die folgenden Wendemanöver
waren jedoch sehr unterhaltsam und wurden mit freudigem Lächeln der Verirrten quittiert.
Angekommen im geschichtsträchtigen Dornburg war Zeit für etwas technisches Fachsimpeln und in
Kombination mit der Führung durch zwei der drei Dornburger Schlösser vermischte sich
Technikgeschichte mit der kulturellen Historie Thüringens.

Rokokoschloss Bild
Blick von Dornburg ins Saaletal auf Dorndorf


Dornburgs Ensemble aus drei Schlössern und Gärten thront wie ein Balkon auf dem Muschelkalkplateau
über dem Saaletal. Johann Wolfang von Goethe schwärmte 1828 als Flaneur von den Schlossgärten und
wir unterstellen jetzt mal, dass er beim Anblick unserer 107er Blechkutschen seine Italienreise von 1786
damit gerne bequemer und zügiger gestaltet hätte. Goethe war von Karlsbad nach Rom immerhin
gemütliche zwei Monate unterwegs. Laut Deutschem Museum brachten es Kutschen zur damaligen Zeit
auf eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 3,4 km/h. Goethe hätte also für unsere
Frühlingsausfahrt ohne Unterbrechung zwei komplette Tage benötigt.
Dies zeigt, dass neben der Poesie und den wunderbaren Schlössern, Burgen und Parkanlagen in
Mitteldeutschland auch der Erhalt von historischen Automobilen Teil der Kultur- und Brauchtumspflege
ist, denn ein Youngtimer wird nicht alt, er wird ein Klassiker.
Da der SL aber kein Denkmal sondern ein Fahrzeug ist, ging es in der dritten Etappe auf zur sehr
empfehlenswerten Kaffeerösterei „Moness“ nach Balgstädt, um „Erstma ä Schälchn Heeßen zu trinkn“.
Schön “sieße” muss er sein, der Kaffee, und dazu ein großes Stück Kuchen. Die innovative 4.0 Bedienung
war zwar stets bemüht, kann sich aktuell aber noch eine Scheibe von der technischen Zuverlässigkeit eines
107er abschneiden. Möglicherweise lag es aber auch nur daran, dass die Voice Control der FTS
(Fahrerlosen Transportfahrzeuge) der sächsischen Sprache nicht mächtig war. Der kollektive Austausch
von Kaffeekännchen kompensierte dies und bewies erneut den Teamgeist im RT04.

Service R2D2 in Operation in der Kaffeerösterei „Moness“ Balgstädt

Nach vielen netten Gesprächen und mit ausreichend neuem Treibstoff in Form von Saccharose und
Koffein versorgt, ging es in der letzten Etappe zurück in die Heimatgaragen.
Zum Abschied vergoss Apostel Petrus dann aber doch Tränen, woraus Klärchen jedoch wunderschöne
Regenbögen zauberte.

Sag zum Abschied leise „Servus“…


Bleibt am Ende nur noch das Dankeschön an alle fleißigen Organisatoren dieser wunderbaren Ausfahrt.