Es ist wieder soweit: Ein zweites Mal haben sich Martina und Gisbert um unsere Spargeltour gekümmert und bereiten uns einen schönen Sonntag.

Der Treffpunkt ist diesmal, wie es sich an einem Sonntag gehört, an der Stechinelli-Kapelle in Wieckenberg, die aber auf den ersten Blick gar nicht als eine Kapelle erkannt wird. Das war die Auflage des damaligen Herzogs, damit die Winsener sie nicht als Konkurrenz empfanden. Im Inneren bildet der festliche Barock einen starken Kontrast. Man fragt sich sowieso, wie ein Italiener in diese Gegend kommt. 1656 traf Fürst Georg Wilhelm während einer Venedigreise auf den 16-jährigen Francesco Maria Capellini und nahm ihn mit nach Hannover. Dieser war zuerst Kammerdiener, bevor er Besitzer des neu erbauten Ballhofs in Hannover wurde, wo er steuerfrei italienische Weine ausschenken durfte und so gutes Geld verdiente. 1665 zog er mit seiner Frau Philippine Marchand ins Celler Schloss. Dort kam er durch seine enormen kaufmännischen Aktivitäten schnell zu märchenhaftem Reichtum. Alles, was der Hof an ausländischen Erzeugnissen brauchte bis hin zu italienischen Handwerkern ging durch seine Hand. 1677 kaufte er das adelige Gut Wieckenberg, und ein Jahr später wurde er zum General-Erbpostmeister für die Celler/Lüneburgischen Gebiete ernannt. Nun baute Stechinelli die noch heute erhaltene Kapelle. Seinen Spitznamen Stechinelli soll Capellini wegen seiner dünnen Beine von französischen Freunden des hannoverschen Hofes bekommen haben: stechinello = dünnes Hölzchen/Zahnstocher. Diese Anspielung hat er sich zu eigen gemacht und alle Briefe und Verträge fortan damit unterzeichnet. Capellini alias Stechinelli war maßgeblich am Ausbau der Postwege durch das gesamte Herzogtum beteiligt, in Konkurrenz zu Thurn und Taxis. 1682 verkaufte er zwar sein Postmonopol, behielt aber seine wichtigste Station, den Postkrug mit Pferdewechsel in Wieckenberg, um die vielen Vergünstigungen weiter für sich nutzen zu können. Unter seiner Regie entstand auch ein schlossartiges Gutshaus mit einem großen Park, welchen Gärtner aus Herrenhausen in barocker Pracht gestalteten. 1688 wurde Stechinelli in den erblichen Grafenstand erhoben und an den Grenzen seiner Wieckenberger Ländereien Grenzsteine mit der Abbildung eines Hutes errichtet (Wappenzeichen seiner Familie: Capello = Hut).

Über dem Eingangsbogen der Kapelle steht der Name Francisco Capellini Steckinelli, eine dezente Aufforderung, seinen Namen italienisch auszusprechen!

Ja, eine interessante Geschichte, eindrucksvoll von Herrn Leuchtenberger vorgetragen. Er könnte noch stundenlang referieren, aber unsere nächste Etappe, das Erdölmuseum in Wietze, wartet schon mit einer reichhaltigen Gulaschsuppe.

Im Erdölmuseum in Wietze besichtigen wir unter fachkundiger Führung das 1,8 ha große, parkartige Freigelände sowie die im vergangenen Jahr komplett erneuerte Indoor-Ausstellung. Wir erfahren alles Wesentliche über den „raffinierten“ Rohstoff selbst und über seine Förderung, Verteilung und Verwendung. Dabei werden auch die Risiken und negativen Begleiterscheinungen erörtert. Das Außengelände umfasst verschiedene Bohr- und Fördereinrichtungen, Maschinen, die man in Gang setzen kann, Nutzfahrzeuge aus der Nachkriegszeit und zahlreiche originale Ölfeld-Relikte. Das Highlight ist der 54 m hohe Bohrturm.

In Wietze stand die „Wiege der Erdölindustrie“. Hier erfolgte Mitte des 19. Jahrhunderts eine der ersten Ölbohrungen weltweit. Zwischen 1900 und 1920 war das ehemalige Wietzer Ölfeld das produktivste in Deutschland, das außerdem ein Erdöl-Bergwerk betrieb. Ein Foto von 1922 zeigt zum Beispiel: „Erste Tankstelle (OLEX) in Deutschland auf dem Raschplatz in Hannover“.

Ein wirklich authentischer Schauplatz der 150-jährigen Erdölgeschichte.

Und weiter geht unsere Tour auf gut befahrbaren, verkehrsarmen und landschaftlich schönen Nebenstrecken zu unserem nächsten Stopp in Bergen-Belsen, der sehr kurz ausfällt. Für mich eine Besonderheit auf der Strecke ist eine Birkenallee, in welcher ich kurz einen Storch beobachten kann. Die blau schimmernden Felder bleiben für mich rätselhaft, sehen aber wunderschön aus.

Nach dem kurzen Stopp in Bergen-Belsen erreichen wir dann unser Endziel, den Gutshof Oertzetal, wo wir schon im letzten Jahr Spargel genossen haben.

Das Wetter ist den ganzen Tag passabel. Teilweise fahren wir mit offenem Verdeck. In Wietze kommt mal ein Schauer herunter, aber da sind wir schon fast im Trockenen, und so ist beim Gutshof Oertzetal dieses Mal nicht auf der Terrasse für uns gedeckt, sondern im Innenbereich.

Ich denke, alle kamen auf ihre Kosten, und so ging wieder ein ereignisreicher, informativer und geselliger Tag, der unser Clubleben ausmacht, zu Ende.

Tausend Dank für diese Bereicherung, liebe Martina und lieber Gisbert. Ohne ein solches Engagement für die Gemeinschaft gäbe es kein Clubleben.

Monika