Unser Video von unserer Sommerausfahrt:
Ein neuer Treffpunkt war auserkoren worden: Möbel Heinrich in Bad Nenndorf. Denn wir fuhren ins Weserbergland. Beate und Ullrich haben diese Tour ausgearbeitet, und neunzehn Begeisterte sind gekommen, um diese Ausfahrt zu erleben.
Nach Plan ging es durch das Auetal über die Bückeberge nach Porta Westfalica zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Ich liebe Alleen und freue mich immer, durch solche zu fahren. Auch Ortsnamen lassen mich oft schmunzeln, zum Beispiel Petershagen, Rolfshagen, Kathrinhagen und Kleinenbremen.
Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist ein gewaltiger Koloss aus Portasandstein, der von der Autobahn und schon von weither gesehen wird. Die Gesamthöhe beträgt 88 Meter, das Standbild ist dagegen nur 7 Meter hoch. Es wurde auf Beschluss des Provinziallandtages der ehemaligen Provinz Westfalen in den Jahren 1892 bis 1896 nach Plänen des Berliner Architekten Bruno Schmitz errichtet. Das Standbild des Kaisers gestaltete der aus Herzebrock/Westfalen stammende und in Wien tätige Bildhauer Caspar von Zumbusch. All diese Information und noch viel mehr erfuhren wir durch eine sachkundige Führung. Auch als Ort für Hochzeits-Fotoshootings erlebten wir das Denkmal. Wir sichteten drei Brautpaare.
Einen Stock tiefer im „Bellavista“ erwartete uns dann unser italienisches Mittagsbuffet mit allem, was das Herz begehrte und mit wunderschöner Aussicht über das Weserbergland.
Weiter ging die Cabrio-Fahrt nach Minden zum Hotel „Lindgart“, im Zentrum gelegen und nur 500 Meter vom Rathaus entfernt, wo es eine Führung durch die Altstadt und den Dom gab. Besondere Schätze im Dom waren sowohl das Kreuz, welches in der Darstellung von Jesus ungewöhnlich ist, als auch der goldene Flügelaltar. Allerdings ist dieser eine Nachbildung des Originals, welches in Berlin steht, seine Vergoldung verloren hat und nicht wieder zurückgekauft werden konnte. Wie kam Minden zu seinem Namen?
Im 8. Jahrhundert kämpften die heidnischen Sachsen gegen die Eroberung und Christianisierung des Frankenkönigs Karl des Großen. Auf dem Wiehengebirge bekannte sich Sachsenherzog Widukind anlässlich eines Quellwunders zum Christentum. In seiner Burg am Weserufer kam es zum Friedensschluss. „Diese Burg soll nun min und din sein“, bot Widukind an. Darauf erwiderte Karl der Große: „So trage sie auch den Namen min-din“. Minden wurde erstmals im Jahre 798 urkundlich erwähnt.
Nach so viel Geschichte mussten wir uns erst einmal bei „Kaffee und Kuchen satt“ in der Schiffmühle an der Weser stärken. Schließlich würde es erst in zwei Stunden(!) Abendessen geben. Die Zeit bis dahin konnte dann individuell gestaltet werden, zum Beispiel unterhalb des Cafés mit einer Besichtigung der Schiffmühle, die auch in Betrieb war. Mit Christina gönnte ich mir einen Apérol bis zum erneuten Schlemmen, dem Abendbuffet, und schon war der erste Tag vorbei.
Am Samstagmorgen schlängelten wir uns nach Minden zur Schachtschleuse. Dort sahen wir das größte und einmalige Doppelwasserstraßenkreuz der Welt. 1906 hatte der Bau des Rhein-Weser-Kanals begonnen, der von West nach Ost quer durch Deutschland führen sollte. Dabei musste er die Weser kreuzen, und so entstand eine 341 Meter lange Brücke, eines der größten Wasserstraßenkreuze. Und um vom Kanal in die Weser zu gelangen, wurde 1914 die Schachtschleuse errichtet, die 13 Meter Höhenunterschied ausgleicht.
Eine Kanal-Weser-Rundfahrt mit Schleusung war für uns gebucht. Obwohl wir gerade erst vom Frühstück kamen, wurden wir auf dem Schiff mit den Worten begrüßt: „Um 11 Uhr stehen Kaffee und Kuchen für Sie bereit!“ Puh… nun ja, erst einmal schipperten wir in die Schleuse und mit uns noch zwei kleine Motorboote. Das Wasser wurde abgelassen, und langsam senkten wir uns ab auf den Wasserstand der Weser, die wir dann bis Porta Westfalica befuhren. Aus dieser Perspektive konnten wir das Kaiser-Wilhelm-Denkmal betrachten. Dann wendeten wir wieder in der Schleuse, um nun von unten wieder nach oben gehoben zu werden. Beeindruckend war das Gefühl, unter dem Mittellandkanal durchgefahren und dann auf ihm hin und her gefahren zu sein, besonders mit der Rückhebung in der Schleuse.
Die anschließende Fahrt über schöne Landstraßen durch den Schaumburger Wald nach Bückeburg wurde durch das Mittagessen in Petershagen unterbrochen.
In Bückeburg war das Hubschrauber-Museum das Ziel. Von außen unscheinbar, entpuppte es sich in Inneren mit angeschlossenem alten Burgmannshof als einzigartige Ausstellungsfläche mit 2.800 Quadratmetern. Unfassbar, hier spricht man von der Welt des Vertikalflugs und der Drehflügler. Ein ehemaliger Pilot führte uns durch die Hallen, erzählte spannende Geschichten (Überführung einer russischen Maschine, Heli mit Gardinen aus der DDR und so weiter), zeigte uns von Deutschlands größter Modellflugvitrine über diverse kuriose Erfindungen der Anfänge geniale Konstruktionen bis hin zu fünfzig Großexponaten, die in Aktion waren. Hubschrauber können helfen, Leben zu retten und im Krieg Leben zu nehmen. Sie erzählen Geschichten von Angst, Euphorie, Routine, Drama und und und… In einem Hubschrauber konnte man bestaunen, wie diffizil die Handhabung ist, denn um gerade aufsteigen zu können, müssen die Rotorblätter mittels zwei Pedalen mit beiden Füßen und zwei Steuerhebel mit beiden Händen ausgerichtet werden. Imposant und sehr beindruckend!
Anschließend gab es natürlich wieder Kaffee und Kuchen.
Es folgte unsere letzte Etappe nach Stadthagen. Das Hotel „Zur Amtspforte“ lag direkt am Stadthagener Schloss, das heute das Finanzamt beherbergt.

Am Sonntag war ebenfalls eine Führung durch die historische Stadt der Weserrenaissance angesetzt. Schon der Marktplatz bot prachtvolle Häuser mit zeitgenössischen Symbolen. Um 1600 wurde auch ein Sandstein-Giebelhaus mit Braurecht errichtet, wo ab 1850 der Sitz der Brauergilde war und bis 1973 Städtisches Bier ausgeschenkt wurde. Auch Wilhelm Busch besuchte diesen Ausschank häufig. Bei dem Rundgang statteten wir dem Freihof von Oheimb einen Besuch ab, in dem eine Baumkuriosität zu bestaunen war: eine riesige Buche mit gleichzeitig feingliedrigen Ahornblättern.
Dann ging es in einen alten Kräutergarten mit herrlichen Obstbäumen, durch die kleinen Gassen zum Schlossgarten mit Schlossteich, Lusthaus auf dem Wasser, Fontainenbassin und Sonnenuhr. Eine erste urkundliche Erwähnung findet der Garten beim Umbau der Wasserburg in das heutige Renaissanceschloss Mitte des 16. Jahrhunderts unter Graf Otto IV von Holstein-Schaumburg. Seine Lage außerhalb der Wälle ohne den räumlichen Bezug zum Schloss ist typisch für die Gärten der Renaissance in Nordeuropa. Er wurde sowohl als Nutz- als auch Lustgarten genutzt. Im 18. Jahrhundert wurde er der barocken Zeit angepasst und hundert Jahre später in Teilen an die Bürger Stadthagens verpachtet. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entstand sein heutiges Bild mithilfe von Rekonstruktionen.
Vorbei an der Lateinschule besuchten wir zum Schluss die Martini-Kirche mit dem angegliederten Mausoleum. Es wurde von Fürst Ernst von Holstein-Schaumburg geplant, jedoch hat dieser es nie gesehen. Seine Frau Hedwig von Hessen-Kassel hat es durch Giovanni Maria Nosseni und Anton Boten vollenden lassen. Die dreizehn Bronzeplastiken und Reliefs stammen von dem bedeutenden Niederländer Adriaen de Vries, die einzigen, die bis heute im ursprünglichen Kontext zu sehen sind. Bau und Ausstattung sind originalgetreu restauriert und zeigen ein authentisches Bild vom Stilgefühl und der Weltsicht eines regierenden Fürsten zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg im protestantischen Norddeutschland. Mich haben auch die Marmorsäulen beeindruckt mit ihren unterschiedlichen Farben und Maserungen.
Und was stand dann an? Ja, zum Abschluss gab es noch ein gemeinsames Mittagsbuffet im Ratskeller. Lars „hatte mal etwas vorbereitet“, und dann konnte jeder seine Heimreise antreten.
Liebe Beate, lieber Ullrich, eure Mühe hat sich gelohnt, wir verbrachten drei tolle Tage. Ihr dürft jederzeit wieder eine Ausfahrt planen, dann aber bitte mit weniger Essen!
In diesem Sinne ganz lieben Dank, für mich war es ein kleiner Urlaub.
Monika











































