Es war wieder soweit, unsere SL-Saison wurde eröffnet mit Treffen auf dem ADAC-Parkplatz in Laatzen. Zwölf blanke SLs und ich – mit Ersatz – trudelten ein. Rainer, der diese Tour organisiert hat, musste die Leitung an Lars abgeben, denn Ingrid war krank und er fuhr wieder nach Hause. Schade, und alle wünschten gute Besserung.
In der Einladung schrieb Rainer: „Unsere Fahrt führt uns durch das Calenberger Land nach Bad Münder. Durch seine leicht geschwungenen Hügel, das satte Grün der Felder und die kegelförmigen Bäume gilt das Calenberger Land als die Toskana des Nordens.“ Diese Beschreibung kann ich nur bestätigen. Ich genieße unsere Ausfahrten immer, weil so idyllische Strecken ausgesucht werden.
Wie heißt es so schön: Viele Wege führen nach Rom – und so hatten wir auch einen wunderschönen Weg – die Fahrt nach Bad Münder zum Restaurant „Royal Eventlocation“. Unsere Speisen hatten wir schon bei der Anmeldung mitbestellt, so dass das Mittagessen entspannt genossen werden konnte. Meine gegrillte Putenbrust mit Gemüse und Rosmarinkartoffeln war sehr lecker und reichlich.
Pünktlich starteten wir nach Hessisch-Oldendorf, um dort die Grundmann-Sammlung zu bestaunen.
Text der Einladung: „Insider wissen, dass diese Sammlung die umfangreichste Privatsammlung alter und seltener Volkswagen ist, aufgebaut von Traugott Grundmann zusammen mit seinem Sohn Christian. Sie gilt weltweit als einmalig.“ Zitat aus einem Bericht der Wirtschaftswoche: „Von außen sind es nur ein paar unscheinbare Güterhallen am Rande des Bahnhofs. Doch für Fans des VW Käfer und seiner Ableger verbirgt sich hinter den großen Rolltoren der Nabel der Welt. Denn nicht in Wolfsburg, sondern in diesen Flachbauten im Nirgendwo zwischen Hannover und Kassel verbirgt sich die wahrscheinlich spektakulärste Volkswagen-Sammlung der Welt. Kaum ein Navigationssystem findet den Weg.“
Und genau so ging es uns auch. Zuerst fuhren wir am Eingang vorbei, und der uns angeschlossene Club aus Göttingen kam mit Verspätung an.
Aber dann… Die exklusive Führung in den „Heiligen Hallen“ durch den Chef persönlich lies uns nicht nur einmal staunen. Sowohl die Zusammenhänge der VW-Geschichte, als auch die Tatsache, solche Raritäten aufzuspüren, ihre Vita zu recherchieren und dann zu restaurieren, damit wir dann glänzende Vollendung bestaunen können, zollen größten Respekt. Ein Beispiel der Sammlung: einer der drei existierenden Prototypen des VW Käfer 38 – der damals von Ferdinand Porsche für die Nationalsozialisten entwickelte „KdF-Wagen“ aus dem Jahre 1938. Er war vor wenigen Jahren als „Schrott“ in Litauen aufgefunden worden, und die Grundmanns holten ihn, restaurierten ihn, und wir können dieses Prachtstück nun bewundern. Zur Geschichte gehört auch, dass damals aus dem Bau des begehrten Volkswagens nichts wurde. Man sollte jede Woche 5 Reichsmark ansparen, bis 995 Reichsmark zusammen waren, dann sollte man ein Auto bekommen. Spardosen und Klebeheftchen mit Marken sind in der Vitrine zu sehen. Doch gebaut wurde der Volkswagen nicht, denn der Krieg kam dazwischen, und auf der Basis des KdF-Wagens entstanden nun Kübel- und Schwimmwagen für die Wehrmacht. Auch sie sind in der Ausstellung zu sehen. Auch sehr selten: Ein rotes Postauto auf Kübelwagenbasis. In einer anderen Halle gab es seltene Polizeiautos, zum Beispiel ein viersitziges Polizei-Cabriolet von Hebmüller. Es gab einen für Rennen umgebauten Ovali Käfer, einen Formel V Rennwagen, ein kleines Flugzeug, ebenso einen kleinen Hubschrauber mit Käfermotor, mehrere Karman Ghia, auch als Cabriolet des Typs 34 („Bügelfalte“), welches von der Familie Karman gefahren wurde. Die VW Bullis der ersten Generation (T1) waren als Strahlenmessfahrzeug, als Verkaufswagen, als Sambabus, als Krankenwagen und als Camper zu bestaunen und … ein Bus, der in der DDR von einem Tüftler gebaut worden war. Auf dem Fahrgestell eines VW Kübel-Wagens hatte dieser 1951 eine Vollholzkarosserie mit neun Plätzen gebaut, und dieser „Wagen“ war zugelassen! Dann gab es noch eine ganz besondere Halle. Traugott Grundmann betreut den Nachlass des Karosseriebauers Friedrich Rometsch mit dessen Originalbüro, seinem Zeichenbrett und sieben handgefertigten Fahrzeugen. Dessen Kunden waren zum Beispiel Gregory Peck und Audrey Hepburn. In den 50er Jahren wurde Friedrich Rometsch auch dadurch bekannt, dass er zusammen mit Johannes Beeskow die Berliner Taxis (VW Käfer) um etwa zwanzig Zentimeter zu Viertürern verlängerte, in der Tür mit Aschenbecher – Luxus pur und jedes einzelne Fahrzeug eine Rarität, eine einzigartige Sammlung!
Tja, außer den 80 Autos gab es auch unzählige originale und originelle Accessoires zu bestaunen: Reklameschilder, Zubehör, Spielzeug, eine Aral-Tankstelle, den Käfer von Götz George mit Fahrzeugbrief, den Original Film-Herbie Nr. 15 mit zwei von Horst Lichter gestifteten Muppet-Puppen (es wurden 26 Exemplare für den Film gebaut und die meisten zum Schluss verschrottet) und so weiter.
Das Café Bach, wo wir empfangen worden waren, erstrahlte im Stil der 50er Jahre und diente unter anderem als Kulisse für den Film Bandits mit Katja Riemann. Ja, die meisten Autos sind fahrtüchtig und werden auch mal ausgeliehen, zum Beispiel ein VW Käfer für den Film „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“ mit Katharina Wackernagel, und für Sonderausstellungen in Wolfsburg und Stuttgart.
Bemerkenswert ist in meinen Augen die Sauberkeit in den Hallen. Wirklich ein Museum der besonderen Art! Man kann nicht einfach hinfahren, Eintritt bezahlen und staunen. Nein, man hat nur als Gruppe das Privileg, einen Termin inklusive Führung zu bekommen.
Im letzten Jahr hatten wir zur Saisoneröffnung das Automobilmuseum Braunschweig von Jürgen Kolle besucht. Ebenfalls ein Privatmuseum, welches Autos mit besonderer Geschichte beherbergt. Man kann das nur bewundern, staunen und dankbar sein, dass es Enthusiasten gibt, welche die Historie bewahren.
Danke für das Aufspüren solcher Erlebnisorte und ganz lieben Dank an alle Beteiligten, die uns wieder so einen interessanten, informativen, lehrreichen und schönen Tag in so einem besonderen, exklusiven Museum ermöglicht haben. Ich habe unsere Saisoneröffnungsfahrt sehr genossen. Danke, danke, danke.
Monika






































































